Projekte 2023

Kulturdorf / villaggio culturale
Buch und CD All the Way / Stella Maria
spazio per noi / Theater
Ateliers artistiques in Tolochenaz

Singen in Enggistein
Zugvogelprojekt Primarschule Boll
Coro del 11 Marzo

Villaggio culturale / Kulturdorf
Alles hat vor drei Jahren im nur zu Fuss erreichbaren, verlassenen Bergdorf Terra Vecchia im Centovalli begonnen – und am 9. Dezember konnten wir die Resultate und Zukunftsideen des ungewöhnlichen interkulturellen Projektes «Kulturdorf / Villaggio Culturale» präsentieren, dessen Lieder wir auch an ganz vielen anderen Orten in der Schweiz gesungen haben. Im Projekt Interkulturelles Singen standen während diversen Prozessstufen die Ko-Kreation von Profis und Nicht-Profis, von Menschen mit und ohne Fluchtbiographie und von verschiedenen künstlerischen Disziplinen im Zentrum.
Wir haben einen Raum geschaffen, in dem junge Menschen voneinander lernen können, denn Lieder brauchen eine Story, Songtext, Sprachen, Rhythmus, Harmonie, Stimme, Bewegung und Performanz. Die selbst kreierten Lieder, Texte und Improvisationen werden ergänzt mit Liedern, die die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des grossen Projektes mitbrachten. Singen verbindet, steckt an, überträgt Botschaften, setzt kreative Kräfte frei und bringt Menschen mit unterschiedlichem Background spielerisch zusammen. Mit diesen kollektiv geschaffenen Songs und Szenen wollen wir Botschaften von Freundschaft, Zusammenhalt, Akzeptanz und Respekt vermitteln und zu einem friedlichen, kreativen, lustvollen Miteinanders einladen. Auf eine friedlichere Welt!

All the Way. “Stella Maria” Buch & Album
Im Musik-Album mit acht Liedkompositionen von Selina Maria Batliner, drei musikalisch untermalten persischen Gedichten von Ramazan Rahimi und dem dazugehörigen Buch «All the Way» begegnen sich die zwei in komplementär entgegengesetzten Kulturen aufgewachsenen jungen Menschen – der afghanischstämmige Ramazan Rahimi aus dem Tessin und die Sängerin Selina Maria Batliner aus der Deutschschweiz. Sie geben uns in ihrem Projekt Einblick in ehrliche und ungeschönte Konversationen über das Leben, Gefühle, Kulturen und die Suche nach dem eigenen Weg in der Gesellschaft. In diesem grossen Dialog hören wir exemplarisch zwei Menschen mit ihren jeweiligen Lebensgeschichten, ihren (Alb)Träumen, ihren Werten und künstlerischen Ausdrucksformen, ihren unterschiedlichen Schicksalen, Ängsten und Hoffnungen zu. Auch die Bandzusammensetzung von Stella Maria widerspiegelt den Anspruch einer offenen Begegnung, in welcher Musiker:innen aus verschiedenen musikalischen Verwurzelungen einen Konsens, eine eigene musikalische Sprache jenseits der Klassik- , Jazz-, und Singer Songwriter – Traditionen (er)finden.
Nach der CD-Taufe im Februar 2024 ist eine schweizweite Tour in Planung. Parallel dazu entsteht ein Begleitbuch mit Prosa und Lyrik von Ramazan Rahimi und Selina Maria Batliner, welches die Konzerte mit literarischen Inseln bereichern wird. Das Ziel des Albums ist es eine Begegnung jenseits kultureller und musikalischen Grenzen zu ermöglichen und einen Raum zu erschaffen, in welchem eine stilunabhängige neue Ästhetik entstehen kann. Im Zentrum des Prozesses stehen die Texte und Identitäten der einzelnen Songs und Gedichten und die Forschung nach einer ausdrucksstarken, ehrlichen und direkten Umsetzung welche das Publikum anspricht, berührt und in die Innenwelt der Autor:Innen entführt. Wir möchten an unserem Beispiel aufzeigen, dass eine interkulturelle Begegnung viele Chancen birgt, und wenn man sich wirklich zuhört ganz viel Berührung, Inspiration und Horizonterweiterung schenken kann. Mit unseren Texten, unserer Musik und den Einblicken in unsere Gespräche möchten wir Menschen dazu ermutigen offen zu sein für Gespräche und sich wahrhaftig zu begegnen.

spazio per noi
Wir sind Hossnieh, Elena, Fatimah, Daria, Tonia, Esmat, Rocio und Anna. Wir sind aus fünf verschiedenen Städten angereist. Sprechen vier verschiedene Muttersprachen. Und wir nehmen uns hier und heute den Raum! Wer darf wann in welche Räume und wer muss vor Landesgrenzen Halt machen? Wem wird die Tür vor der Nase zugemacht? Wer ist sichtbar, wer nimmt sich den Raum, wer wird ausgegrenzt?
In Spazio per noi wird Einschluss zu Ausschluss und Ausschluss zu Einschluss. Das Publikum wird am Eingang streng kontrolliert. Nur wer beweisen kann, Ausländer:in zu sein, darf den Bühnenraum betreten. Alle anderen? Warten.
In einem Stück von ca. 50 Minuten laden wir das Publikum ein zu unserer ganz persönlichen Pyjamaparty. Wir spielen zwischen Kissen und Decken, Tüchern und Matratzen. Wir tragen Samt und wir glitzern. Aber unsere Rucksäcke sind schwer von den Geschichten, die wir tragen, denn wohin mit Fragen, Zweifel, Stille, wenn der Raum versperrt wird?
Ein Teil von uns weiss, wie es ist, wenn die, die den Raum versperren, sich Taliban nennen. Wenn der Raum erst versperrt und dann zerstört wird. Wenn die Pyjamaparties vorbei sind und die Bühne zum chlachtfeld wird. Wenn du dich ständig verstecken musst. Aber wie willst du dich vor ihnen verstecken, wenn du der grösstes Feind der Taliban bist, eine Schwester★…
Spazio per noi (Raum für uns) ist eine Stückentwicklung. Alle Szenen stammen aus der gemeinsamen Erarbeitung der Gruppe. Ein Hauptanliegen von Spazio per noi liegt darin, die Gruppe zu präsentieren, ihr Raum zu geben, weshalb das Stück autobiographische und autofiktionale Inhalte behandelt. Das Stück ist im Rahmen des Abschlussprojekts von Daria Thüringer im Bachelor Theaterpädagogik an der Zürcher Hochschule der Künste entstanden.
★Schwestern sind in unserem Stück Frauen, intersexuelle, nicht-binäre, trans und agender Personen

Ateliers artistiques in Tolochenaz
Ein Zusammenarbeit zwischen der Association Liberi (Florence Huck und Zoë Gordon) und der EVAM (Établissement vaudois d’accueil des migrants) Von der DGEJ (Direction générale de l’enfance et de la jeunesse) finanziert.
In diesen Workshops empfangen wir Jugendliche mit Migrationshintergrund im Freien, um einen Nachmittag pro Woche gemeinsam zu verbringen. Wir bieten verschiedene künstlerische Aktivitäten an, die von Musik über Zeichnen bis hin zu Skulpturen reichen. Es ist ein Ort der freien Kreativität, an dem Zich jeder und jede durch die Kunst ausdrücken kann. Zoë Gordon und Florence Huck haben sich bei
der Gestaltung der Workshops stark von den Aktivitäten und von der Arbeit im „Kulturdorf“ Terra Vecchia inspirieren lassen. Die Workshops begannen im November dank der finanziellen Unterstützung der DGEJ und der Zusammenarbeit mit EVAM. Die beiden Betreuerinnen hoffen, dass das Angebot auch im Jahr 2024 mit einer Verlängerung fortgesetzt werden kann. Die Rückmeldungen der Jugendlichen waren sehr positiv und es ist ein sehr wichtiger Raum für sie, in einer Phase ihres Lebens, die manchmal dazu neigt, instabil zu sein.

Singen in Enggistein
Wenn wir im Asylzentrum Enggistein singen, entsteht eine ganz eigene Art der Mehrstimmigkeit. Einige haben ihre Stimme zuvor noch nie singend gehört, Andere singen schon lange und sind mit diversen harmonischen und rhythmischen Prägungen aufgewachsen. Gemeinsam singen wir Lieder in verschiedenen Sprachen, machen Übungen aus der Theater- und Gesangspädagogik, hören einander zu und versuchen uns in verschiedensten Tänzen. Regelmässige Auftritte in der Region geben uns Motivation und Sichtbarkeit. Zum Beispiel an Silvester um 18:30, gemeinsam mit dem Terra Vecchia Chor in der Kirche Bolligen.
Da wir nicht wissen, was Morgen ist, und das Gestern der Anderen nicht kennen, bleibt der Moment der Begegnung zentral. Im Fokus stehen die Musik und ein gemeinsames «Jetzt». Über Sprachbarrieren hinaus kommunizieren wir mit dem Körper, den Augen und der Stimme und lernen uns zu verstehen. Jede Probe ist anders. Wir wünschen uns, dass sich unser Chor in Zukunft mit Menschen aus der Region mischt und sich generationsübergreifend und interkulturell zusammensetzt. Gerne laden wir Sie ein! Wir proben ab dem 9. Januar 2024 jeweils dienstags von 18:45-20:45 in der ehemaligen Filzfabrik Enggistein. Sie brauchen dafür keine Vorkenntnisse, wichtig ist eine Offenheit für Begegnung und Spontaneität.
(Ich bitte um eine Erstanmeldung an selinabatliner@gmail.com).
Selina Maria Batliner, musikalische Leitung

Zugvogelprojekt Klasse Primarschule Boll
Während eines Semesters haben wir uns mit Liedern aus verschiedenen Weltregionen beschäftigt – mit der Stimme, mit Bewegung, mit experimenteller Umsetzung – die die Kinder der Klasse selbst mitgebracht haben. Alle Lieder haben etwas mit Vögeln zu tun. Besonders interessiert haben uns die Zugvögel, die von weither kommen und auf ihrer Reise viel erlebt haben; die die Welt von oben gesehen haben und auf das Treiben der Menschen aus grosser Distanz oben blicken. Wir haben gelernt, dass alle von uns ganz «besondere Vögel» sind, dass jeder und jede auf eine ganz einzigartige Weise zum Ganzen dazugehört. Und wir haben das Schwarmverhalten der Vögel als Vorlage genommen, um zu erleben, dass wir als grosse Gruppe zusammenhalten, wenn es um etwas geht.

Coro del 11 Marzo
Tutto iniziò con l’idea di creare un piccolo progetto di canto corale con persone anziane provenienti da una storia d’immigrazione italiana. L’iniziativa venne dalla HKB nell’ambito di un incontro tra l’università e Ostermundigen che avrebbe avuto luogo l’undici marzo. Con il grande aiuto di Roberta Gallo, collaboratrice sociale della Missione Cattolica, e poi di Franco Castrovillari, attivista in diversi ambiti, siamo riusciti a fare nascere il CORO DEL 11 MARZO.
Ricordo quanto fui sorpreso dalla bravura delle/dei singoli cantanti che imparavano le canzoni alla velocità della luce sotto la direzione professionale di Selina Maria Batliner. Il cineasta Markus Baumann è venuto a registrare i canti del coro: Era l’ 11 marzo presso il ristorante La Favorita National di Ostermundigen. Con la partecipazione dei musicisti Fernando D’Amico, Chiara D’Amico, Gianni
Venuti e delle voci di Primo Altomonte, Antonio Barone. Franco Castrovillari, Ada
Ferrarini, Concetta Gravanese, Maria Malerba e Leonardo La Nave. Ospiti: Lina Sophie Bär, Beni Hasler, Rocìo Sànchez Gallego, Zoë Gordon e Miles Zuberbühler.
Le registrazioni del film sono ancora oggi molto toccanti.
Francesco Micieli